Die Situation liegt nicht sehr gut für VW aus. Gebeutelt von dem Abgasskandal bekommt der VW Tiguan mit dem Skoda Kodiaq ernstzunehmende Konkurrenz. Und das ausgerechnet in der Sparte der SUV, die sich weiterhin wachsender Beliebtheit erfreuen und in der Skoda bislang lediglich mit dem deutlich kleineren Yeti vertreten war. Die Premiere am 1. September 2016 in Berlin macht auf jeden Fall neugierig.
Motorisierung und Fahreigenschaften auf der Straße und Offroad
Wer sich für einen Benziner mit 1,4 oder zwei Liter oder einen zwei Liter Diesel entscheidet, kann beinahe frei zwischen beiden Modellen wählen. Lediglich der kleinere 1,6-Liter-TDI und die hochgerüsteten Motoren des Diesels mit 220 PS sowie des Benziners mit 240 PS bleiben dem VW Tiguan vorbehalten. Keine Unterschiede zeigen sich hingegen bei der Gangschaltung: Erhältlich sind Versionen mit einer 6-Gang-Handschaltung oder einem automatischen Doppelkupplungsgetriebe mit sechs oder sieben Gängen. Ein Frontantrieb ist nur bei den kleinsten Benzinmotoren möglich, alle anderen Versionen sind serienmäßig mit Allrad ausgestattet. Optionale Ergänzungen wie Unterschutz und vorderer Stoßfänger bleiben allerdings exklusives Privileg des Tiguan – ebenso die Progressivlenkung und größere Reifen mit 20 Zoll. Mit ungefähr 20 cm steht außerdem auch für den Kodiaq ausreichend Bodenfreiheit für Abstecher außerhalb der festen Wege zur Verfügung. Wie der Tiguan wird er zudem eine adaptive Federdämpfung besitzen, die den Fahrkomfort deutlich erhöht. Zusätzlich soll er außerdem durch ein besonders gutmütiges Fahrwerk und eine softe Lenkung überzeugen und fährt nicht zuletzt selbst im sportlichsten seiner Fahrprogramme noch etwas ökonomischer. Die Maximalgeschwindigkeit liegt bei knapp 210 Km/h – damit sind nur die Spitzenmodelle des Tiguan dem Konkurrenten um einige Kilometer überlegen.
Komfortable Ausstattung für Fahrer und Passagiere
Bei der Ausstattung behält der Kodiaq eindeutig die Nase in der Serienausstattung vorn. Besonderes Highlight für mittelgroße Familien sind mit Sicherheit die sieben Sitzplätze, mit denen Skodas neues Flaggschiff zielgenau die Nische zwischen SUV und Van besetzt. Neben den üblichen fünf Plätzen finden sich optional im Heckraum zwei weitere, umklappbare Sitze. Integriert ist außerdem ein Infotainment-System mit einem 8 Zoll Touchscreen, das mit Zusatzfunktionen wie Navigation und Routenplanung, Service-Informationen und in Zukunft auch einem vernetzten Terminkalender aufwarten kann. Die üblichen Instrumente sind allerdings in jedem Fall analog – im Gegensatz zu dem VW Tiguan, bei dem als Zusatzausstattung nicht nur ein volldigitale Anzeige, sondern sogar Head-Up-Display angeboten wird. Die Serienausstattung in den Bereichen der elektronischen Fahrsicherheit ist bei Kodiaq wiederum deutlich reduziert und umfasst nur das Auffahrwarnsystem Front Assistant mit integrierter Notbremsung. Weitere Extras wie Spurhalteassistent, adaptiver Tempomat oder Rangierhilfe für Anhänger schlagen zusätzlich zu Buche. Das Platzangebot ist bei beiden SUV sehr gut, hier kann der Kodiaq aber mit einem größeren Kofferraum und mehr Beinfreiheit punkten. Gemütlich fährt es sich hinten ohnehin – die Idee mit der Schlafkopfstütze wurde kurzerhand von Ford geklaut.
So viel kosten Modelle mit ähnlicher Ausstattung
Noch hat Skoda keine offiziellen Preise veröffentlicht. Angekündigt wurde jedoch, dass dieser unter 25.000 Euro liegen soll und somit mehr als 1000 Euro unter dem VW Tiguan in seiner Minimalausstattung Trendline bei der schwächsten Motorisierung. Entscheidend wird jedoch auch sein, wie hoch die Kosten für zusätzliche Extras ausfallen werden, die bei dem Tiguan serienmäßig verbaut sind – etwa der Spurhalteassistent. Es ist jedoch davon auszugehen, dass der Hersteller in jedem Fall bestrebt sein dürfte, die Konkurrenz bei einer Vollausstattung noch deutlicher zu unterbieten als in der Basisversion. Zu bedenken ist dabei außerdem das deutlich bessere und umfassendere Angebot in Bezug auf das Infotainment – bereits ein Radio mit einem farbigen Touchscreen gehört bei dem VW Tiguan zur Sonderausstattung. Soll zusätzlich noch eine Navigation eingesetzt werden, erhöhen sich diese Kosten noch einmal deutlich. Der Kodiaq bietet hingegen darüber hinaus noch mobiles Internet über LTE und WLAN-Hotspot oder induktives Laden von Smartphones und Tablet PC bereits serienmäßig.
Konkurrenz oder Erweiterung des Segments?
Offiziell möchte Skoda mit dem Kodiaq dem Tiguan keineswegs direkte Konkurrenz machen – immerhin gehört das tschechische Unternehmen zum Mutterkonzern VW. Es spricht deshalb lieber von einer Erweiterung der Angebotspalette. Praktisch ist diese Erweiterung durchaus gegeben, zumal der Kodiaq auch länger und breiter ausfällt und mit seinen sieben Sitzen eine echte und vor allem geländegängige Alternative zu Vans anbietet. Es ist jedoch nicht fest davon auszugehen, dass das Modell auch dem Tiguan einige Kunden abjagen wird. Der hohe Komfort des geräumigen Innenraums und vor allem die sehr gute Ausstattung für Infotainment sowie die “Simply-Clever-Lösungen” wie Schlafstützen und automatisch ausklappbare Türrahmenschoner werden viele Kunden ansprechen. Zusätzlich wird davon ausgegangen, dass der Preis des Kodiaq bei vergleichbarer Ausstattung spürbar unter dem des Tiguan liegen wird. Angesprochen werden deshalb neben technikaffinen auch preisbewusste Käufer – eine Mischung die viele Neuwagenkäufer umfassen dürfte. Auf der anderen Seite sprechen auch einige Argumente für den SUV von VW. Darunter fällt die sehr gute Ausstattung mit elektronischen Fahrhilfen, die bereits im Serienmodell mit inbegriffen ist. Auch für echte Geländefanatiker bietet der Tiguan einige Vorteile wie die größeren Reifen, der Front-Stoßfänger und der optionale Unterschutz. Dennoch dürfte der Skoda Kodiaq zunächst einmal nicht nur viel Interesse, sondern auch viele Käufer in dem wachsenden SUV-Markt anziehen, falls die Preispolitik stimmt. Lediglich wer auf einige spezielle Extras wie das Head-Up-Display oder die höhere Motorisierung nicht verzichten möchte, ist gezwungen, VW weiter die Treue zu halten. Das dürfte allerdings die Minderheit sein – für alle anderen stellt der Kodiaq zumindest eine attraktive Alternative.